Dr. Julius Finter (1872-1941) war von 1931 bis 1933 Mitglied des RC Karlsruhe.

Nach dem Jurastudium und der Promotion in Heidelberg wurde Finter 1900 Richter in Mannheim. Bis 1908 zum Landgerichtsrat aufgestiegen, wurde er im selben Jahr zum Bürgermeister in Mannheim gewählt und arbeitete bis 1919 unter den Oberbürgermeistern Paul Martin und (ab 1914) Theodor Kutzer.

Als der Karlsruher Oberbürgermeister Karl Siegrist 1919 keine Mehrheit mehr erlangen konnte, bewarb sich Finter, inzwischen Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), um diesen Posten und wurde im Oktober 1919 nahezu einstimmig zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Finter erwies sich als ein Kommunalpolitiker, der insbesondere den Herausforderungen städtischen Bauens gegenüber aufgeschlossen war und nicht nur einen Generalbebauungsplan für die Stadt durchsetzte, sondern Ende der 1920er Jahre mit der Errichtung der Dammerstock-Siedlung im Süden von Karlsruhe die Möglichkeiten des Neuen Bauens für die Stadt nutzte. Die TH Karlsruhe verlieh ihm 1928 die Würde eines Ehrendoktors. 1930 wurde er eingeladen, an der Gründung des RC Karlsruhe mitzuwirken; über sein Engagement im Club ist allerdings nichts bekannt.

Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten und der „Gleichschaltung“ in den Ländern und Kommunen des Reiches geriet Finter wie viele liberale Kommunalpolitiker unter Druck und wurde im Mai 1933 gezwungen, sein Amt aufzugeben. Damit verlor er auch seine rotarische Klassifikation und seine Mitgliedschaft.

Finter zog sich ins Privatleben zurück und starb 1941 69-jährig in Freiburg im Breisgau.

© empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer / Oliver Werner, „Julius Finter“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Juli 2021]; URL: https://memorial-rotary.de/members/862