Prof. Dr. Fritz Wichert (1878-1951) war von 1929 bis 1933 Mitglied des RC Frankfurt am Main.

Der aus Mainz stammende Wichert studierte ab 1899 Philosophie und Kunstgeschichte u.a. in Berlin bei Heinrich Wölfflin und schloss seine Studien 1907 mit der Promotion in Freiburg im Breisgau ab. Anschließend arbeitete er zwei Jahre als wissenschaftlicher Assistent von Georg Swarzenski am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main und wechselte dann nach Mannheim, wo er 1909 die städtische Kunsthalle gründete und als Direktor leitete. Während des Ersten Weltkriegs organisierte Wichert die deutsche Kulturpropaganda in den Niederlanden und arbeitete 1917/18 in Berlin als Privatsekretär von Richard von Kühlmann, dem Staatssekretär im Auswärtigen Amt, der mit Russland den Frieden von Brest-Litowsk aushandelte.

Nach dem Krieg kehrte Wichert zunächst nach Mannheim zurück und dann nach Frankfurt am Main, wo er im Frühjahr 1923 Gründungsdirektor der neuen städtischen Kunstschule wurde. Ludwig Landmann, mit dem er seit gemeinsamen Mannheimer Zeiten gut bekannt und später auch gemeinsam im RC Frankfurt war, hatte ihn berufen; zwischen Landmann und Wichert entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung. Wichert entfaltete in Frankfurt beeindruckende administrative, kulturelle und künstlerische Aktivitäten, die neben der Verbindung der neuen Hochschule mit den Frankfurter Kunstmuseen und der Mitherausgabe der Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“ (ab 1928) auch prominente Beiträge zur städtischen Diskussion über Zielsetzungen und Inhalte kommunaler Kulturpolitik. Dieses Engagement führte Wichert 1929 auch zum RC Frankfurt am Main, wo er beispielsweise einen Vortrag über den „Naturbegriff als Leitmotiv einer Kunstschule“ hielt.

Als Repräsentant der künstlerischen Moderne geriet Wichert unmittelbar nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ unter Druck, verlor bereits im März 1933 seine Ämter und konnte erst nach einer langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzung im April 1934 seine Versetzung in den einstweiligen Ruhestand erreichen. Er zog nach Kampen auf Sylt, wo er weiterhin Kontakt zu Künstlern hielt, aber bis Kriegsende nicht mehr öffentlich in Erscheinung trat.

1946 wurde er für zwei Jahre Bürgermeister der Gemeinde Kampen und starb 1951 nach längerer Krankheit.

© empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer / Oliver Werner, „Fritz Wichert“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Juli 2021]; URL: https://memorial-rotary.de/members/815