Angaben auf dem Meldebogen für das Spruchkammerverfahren: Wohnort von 1904 – 143 München,

von 1943 an in Rottasch-Egern. NSDAP-Anwärter mit Nr. 1 747 453 von August 1933 bis 1945; ohne

Parteibuch. NS-Dozenten-Bund 1939 an mit Mitgl.-Nr. 731. NS-Lehrerbund 1933-36. Altherrenschaft

39/40-45. Deutsche Akademie 1926-45; hier im kleinen Rat Senator seit 30.6.33. Reichsinstitut für die

Geschichte des neuen Deutschlands (einschließlich Forschungsabteilung Judenfrage in München, nicht

in Frankfurt. Keine finanziellen Zuwendungen an Partei und ihre Organisationen. Bayerische

Akademie der Wissenschaften von 1928-45, deren Präsident 1936-1944. 1922-24 und 1933-44

Mitglied des akademischen Senats. Und 1933-35 Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität

München. Einstweilige Dienstenthebung durch das Unterrichts-Ministerium am 7.2.46; endgiltige

Regelung vorbehalten. Selbsteingliederung: „Unter besonderer Berücksichtigung der entlastenden

Umstände, bes. auch nach Art. 39, II/4 (enge Verbindung mit dem hingerichteten Kurt Huber

und Schützung rassisch verfolgter) Gruppe 4.“

Biographisches Lexikon: Gekürzte Fassung des Artikels über Alexander von Müller von Hans Wolfram

v. Hentig:

Geb. 20.12.1882 in München, gestorben am 13.12. 1964 in Rottach-Egern. Studierte erst Rechtswissenschaft,

dann Geschichte, war 1903-04 einer der ersten fünf Rhodes Scholars in Oxford. Promotion

1908. 1910 Mitarbeiter der gesamtdeutschen Historischen Kommission.. 1917 Privatdozent, dann

Honorarprofessor in München. 1916 ao. 1923 o. Mitglied, 1928 geschäftsführender Sekretär und 1929

Schriftführer der Kommission für bayer. Landesgeschichte. 1917-28 Syndikus der Bayer. Akademie

der Wissenschaften, seit 1928 Mitglied und wurde 1936 an Stelle des gewählten Eduard Schwartz als

ihr Präsident eingesetzt (bis 1944). Als dieser führte er das Führerprinzip ein. Im Sommer 1945 kam er

dann dem Ausschluß durch seinen Austritt zuvor. Der Historischen Kommission gehörte er seit 1916

als o. Mitglied an und war 1928 – 45 ihr Sekretär. 1928 wurde wer als Nachfolger von Michael

Doerbel Ordinarius für mittlere neuere und bayer. Geschichte in München.

Frühe publizistische Tätigkeit. Wegen zarter Konstitution nicht Soldat im Ersten Weltkrieg. Hat

Erlebnis des Kriegsbeginns rauschhaft artikuliert Von Hause aus eher wittelsbachisch-monarchisch

gesinnt, wurde er Mitherausgeber der Süddeutschen Monatshefte. Im nationalistischen Kreis um Cossmann

nahm er in Fragen der Kriegsschuldfrage und der Dolchstoßlegende eine zentrale Rolle ein. Als

völkisch-nationaler Publizist lag er im wesentlichen auf der Linie von Erich Marcks, Michael Doeberl

und Max Lenz, rief allerdings früher als jene nach dem starken Mann. Seine Bedeutung ist vor allem

darin zu suchen, daß er die Vorstellung und Empfindungen vieler konservativer Zeitgenossen zusammenfasste

und wissenschaftlich verbrämt verbreitete.

Seine Vorlesungen begeisterten und wurden von vielen besucht, u.a. von Rudolf Heß und Hermann

Göring. Hitler begegnete er zum ersten Mal 1919 in der Kaserne des Regiments List. Als Schwager

Gottfried Feders lernte er ihn persönlich näher kennen und war von ihm fasziniert. Er hielt ihn für den

kommenden starken Mann und geriet darüber in Gegensatz zu Cossmann und Fritz Gerlich, der sich

zur Empörung von Müller als Chefredakteur der Neuesten Münchner Nachrichten am 10.11.1923

scharf vom Hitler-Putsch distanziert hatte. Einen Tag später entwarf von Müller, zur Versöhnung

mahnend, den Aufruf des Generalkommissars Gustav v. Kahr.

Die Schwenkung Cossmanns und der von ihm betreuten Organe, der Süddeutschen Monatshefte und

der Münchner Neuesten Nachtrichten zur Monarchie betrachtete von Müller mit großer Skepsis. Für

ihn war Hitler und seien Bewegung die zeitgemäße Lösung der Probleme. Die Machtergreifung 1933

begrüßte er aus vollem Herzen. Die Verhaftung Cossmanns und das Verbot der Süddeutschen

Monatshefte, deren Mitherausgeber er immer noch war, nahm er hin. Durch seine Verbindung zu NSGrößen

wurde M. 1933 zum Aushängeschilde einer Geschichtswissenschaft, die sich dem Geist des

NS-Regimes anpasste. 1935 trat von Müller im Zuge der sog. Gleichschaltung an die Stelle des dem

NS-Machthabern mißliebig gewordenen F. Meinecke als Herausgeber der Historischen Zeitschrift.

1936 machte von Müllers Schüler Walter Frank ihn zum Leiter der Forschungsabteilung der Judenfrage

im neugegründeten Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands. Allerdings war er dies dann

nur pro forma und entzog sich zumeist , wie auch bei anderen Ämtern, den damit verbundenen

Unbequemlichkeiten und Verpflichtungen. Von Müller besaß Ausstrahlung, war leibenswürdig und

konziliant, war das Gegenteil eines engstirnigen und bornierten Parteiideologen. „Er war ein weicher

Mann, der sich mit harten dingen einließ“ (H.Heimpel).
Quelle: Erdmann, München

Geheimrat Prof. Dr. Karl Alex von Müller