Hanns Schindler wurde geboren am 10. Juni 1891 in Rybik, Kreis Oppeln in Schlesien, wo sein Vater Siegfried Schindler als Kaufmann wirkte. 1911 zog er nach München. Im Sommersemester 1911 hat er sich dann auch als Student der Zahnheilkunde eingeschrieben. Er war damit einer der ersten Zahnmedizin-Studenten, weil in der Zeit -eben 1909- gerade das Zahnheilkunde-Studium als akademisches Studium in Deutschland erst eingeführt wurde. Die Promotion zum Dr. med. dent. war ab 1919 möglich, wann er zum Dr. phil. promoviert wurde, konnte ich auch nicht ermitteln.

1916 hat er sich mit Alice Drey, Tochter des Rotariers Siegfried Drey, verlobt (die Verlobungsanzeige fand ich in einem Korrespondenzblatt der jüdischen schlagenden Studentenverbindung Licaria, in die er 1911 eingetreten war). Am 22. März 1917 - schon als frisch gebackener prakt. Zahnarzt und Kriegszahnarzt- war dann Hochzeit. Am 15. Juni 1918 wurde die Tochter Beatrice Gabriele und am 17.9.1922 der Sohn Georg Curt geboren. Seine Frau Alice, geb. 1894, war eines von fünf Geschwistern und Tochter des Rotariers Siegfried Drey, Kunsthändler in München. Hanns Schindler war also Schwiegersohn eines Rotariers und damit auch Schwager von dessen Sohn Franz Drey, der auch Mitglied im R.C. München war.

Im meeting-Bericht vom 19. Mai 1931 erscheint sein Name zum ersten Mal mit der Aufnahmeankündigung, am 30. Juni 1931 war er dann erstmals als Gast anwesend. Die Mitgliedschaft im R.C. München war sehr kurz, sie dauerte vom Beitritt am 31. Juli 1931 (Klassifikation Medizin-Zahnarzt) bis zum bekannten Datum 4. April 1933. Zu diesem Tag erfolgte der Ausschluß zusammen mit seinem Schwiegervater und seinem Schwager und allen anderen jüdischen Mitgliedern. Dabei waren die jüdischen Mitglieder in der Anwesenheitsliste vom 4. April 1933 noch verzeichnet, wurden aber nachträglich mit rotem Stift ausgestrichen, wobei man annehmen muß, daß diese tatsächlich anwesend waren, aber im Hinblick auf eventuelle spätere Nachprüfungen vorsorglich als „nicht anwesend“ gelten sollten.

Beim Beitritt war Hanns Schindler eingetragen als Dr. med.dent. und Dr. phil. Er hatte kein Amt bekleidet, seine Präsenz im rot. Jahr 31/32 war 80%, also erkennbar war er ein eifriger Rotarier. Ein angekündigter Vortrag am 3. Mai 1932 über „Ernährung und Zähne“ fiel offensichtlich aus und wurde verlegt. Darüber fand ich aber keine weiteren Angaben.

Hanns Schindler war niedergelassen in eigener Praxis in München am Maximiliansplatz. Ich nehme an, daß sich seine Praxis im Firmengebäude seines Schwiegervaters befand, der dort ja seine Kunsthandlung betrieb. Zu der Zeit war er auch zahnärztlicher Betreuer eines höheren Töchterpensionats. In der israelitischen Kultusgemeindegemeinde wurde er am 26. November 1931 in den Vorstand gewählt. Dieses Amt legte er am 4. Juni 1934 nieder. Offensichtlich war er auch Schriftleiter in einem Sportfischereiverein. Dazu fand ich eine Notiz über ein Verfahren gegen ihn wegen Beleidigung der Presse.

Am 24.September 1935 emigrierte Dr.Dr. Schindler mit seiner Familie nach London. Gestorben ist er am 5. August 1951 mit 60 Jahren in Schuls in der Schweiz.

Quellen: Vortrag von Helmut Stingl am 3.3.20 im RC München. Er benutzte Unterlagen aus dem Staatsarchiv-wie z.B. meeting-Berichte aus den 30er Jahren, Paul Ermann,: "Rotarier unterm Hakenkreuz“, das bibliographische Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-45, Unschuld: Chronik des RC München sowie alte Vorlesungs- und Promotionsverzeichnisse. (Rot. Helmut Stingl)

Meine Quellen waren Unterlagen aus dem Staatsarchiv -wie z.B. meeting-Berichte aus den 30er Jahren, die „Datenbank Vorkriegsrotarier“, das Buch „Rotarier unterm Hakenkreuz“, das bibliographische Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-45, die Chronik unseres Clubs von Freund Unschuld, alte Vorlesungs- und Promotionsverzeichnisse. Leider waren die Quellen sehr dürftig und nur wenig ergiebig. Ein Bild konnte ich auch nirgends finden. Aber kurz bevor einen die Verzweiflung überfällt, kommt eine gewisse Jagdpassion über einen und man sucht weiter.

Das Gute gleich am Anfang, der Rotarier Schindler hat die schlimme Nazizeit überlebt. Geboren wurde er am 10. Juni 1891 in Rybik, Kreis Oppeln in Schlesien, wo sein Vater Siegfried Schindler als Kaufmann wirkte. 1911 zog er nach München- ob mit Familie oder allein, konnte ich nicht eruieren, ich nehme aber an, daß er dem Alter entsprechend mit 20 Jahren nach München zum Studium kam. Im Sommersemester 1911 hat er sich dann auch als Student der Zahnheilkunde eingeschrieben. Er war damit einer der ersten Zahnmedizin-Studenten, weil in der Zeit -eben 1909- gerade das Zahnheilkunde-Studium als akademisches Studium in Deutschland erst eingeführt wurde. -Ich komme darauf noch zu sprechen-. Über die Studienzeit konnte ich nichts ermitteln, auch nicht über seine Promotionen. Das Zahnheilkunde-Studium dauerte damals meines Wissens vier Jahre. Die Promotion zum Dr. med. dent. war ab 1919 möglich, wann er zum Dr. phil. promoviert wurde, konnte ich auch nicht ermitteln.

1916 hat er sich mit Alice Drey, Tochter des Rotariers Siegfried Drey, verlobt -die Verlobungsanzeige fand ich in einem Korrespondenzblatt der jüdischen schlagenden Studentenverbindung Licaria, in die er 1911 eingetreten war. Am 22. März 1917 - schon als frisch gebackener prakt. Zahnarzt und Kriegszahnarzt- war dann Hochzeit. Am 15. Juni 1918 wurde die Tochter Beatrice Gabriele und am 17.9.1922 der Sohn Georg Curt geboren. Seine Frau Alice, geb. 1894, war eines von fünf Geschwistern und Tochter des Rotariers Siegfried Drey, Kunsthändler in München, über dessen Leben Freund Marschall am 22. Oktober v.J. referiert hat. Hanns Schindler war also Schwiegersohn eines yRotariers und damit auch Schwager von dessen Sohn Franz Drey, der auch Mitglied im R.C. München war.

Nun zum rotarischen Engagement: Im meeting-Bericht vom 19. Mai 1931 erscheint sein Name zum ersten Mal mit der Aufnahmeankündigung, am 30.Juni 1931 war er dann erstmals als Gast anwesend. Die Mitgliedschaft im R.C. München war sehr kurz, sie dauerte vom Beitritt am 31. Juli 1931 (Klassifikation Medizin-Zahnarzt) bis zum bekannten Datum 4. April 1933. Zu diesem Tag erfolgte der Ausschluß zusammen mit seinem Schwiegervater und seinem Schwager und allen anderen jüdischen Mitgliedern. Dabei waren die jüdischen Mitglieder in der Anwesenheitsliste vom 4. April 1933 noch verzeichnet, wurden aber nachträglich mit rotem Stift ausgestrichen, wobei man annehmen muß, daß diese tatsächlich anwesend waren, aber im Hinblick auf eventuelle spätere Nachprüfungen vorsorglich als „nicht anwesend“ gelten sollten. Beim Beitritt war Hanns Schindler eingetragen als Dr. med.dent. und Dr. phil. Er hatte kein Amt bekleidet, seine Präsenz im rot. Jahr 31/32 war 80%, also erkennbar war er ein eifriger Rotarier. Ein angekündigter Vortrag am 3. Mai 1932 über „Ernährung und Zähne“ fiel offensichtlich aus und wurde verlegt. Darüber fand ich aber keine weiteren Angaben.

Bei der Durchsicht der meeting-Berichte stieß ich auch auf einige Kuriositäten, wie z.B. Reiseberichte in Versform unter anderen von Franz Drey aus Amerika (s.Anlage).

„Von dem Land …………..

Hanns Schindler war niedergelassen in eigener Praxis -wie das damals üblich war- in München am Maximiliansplatz, hierzu fand ich eine Notiz aus dem Jahr 1934. Ich nehme an, daß seine Praxis im Firmengebäude seines Schwiegervaters sich befand, der dort ja seine Kunsthandlung betrieb. Zu der Zeit war er auch zahnärztlicher Betreuer eines höheren Töchterpensionats. In der israelitischen Kultusgemeindegemeinde wurde er am 26. November 1931 in den Vorstand gewählt. Dieses Amt legte er am 4. Juni 1934 nieder. Offensichtlich war er auch Schriftleiter in einem Sportfischereiverein. Dazu fand ich eine Notiz über ein Verfahren gegen ihn wegen Beleidigung der Presse.

Am 24.September 1935 emigrierte Dr.Dr. Schindler mit seiner Familie nach London. Gestorben ist er am 5. August 1951 mit 60 Jahren in Schuls in der Schweiz. Über die Zeit in England und der Schweiz konnte ich keine Unterlagen finden.

Für mich als Kollegen war bei den Recherchen besonders interessant, daß Hans Schindler offensichtlich einer der ersten Zahnärzte in Deutschland mit akademischem Studium war. Dieses wurde wie oben schon erwähnt, im Jahr 1909 erst eingeführt. Bis dahin lag die zahnärztliche Versorgung in der Hand von Dentisten, die wiederum die Nachfolger der staatl. approbierten Baader waren. Das Promotionsrecht wurde 1919 ermöglicht, also auch da war Hanns Schindler bei den ersten. Das Verhältnis zwischen Dentisten und Zahnärzten war später lange Zeit von Konkurrenzdenken geprägt und angespannt.

Dr. med. dent. Dr. phil. Hanns Schindler